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1. 6. So n. Tr. 2013: Jesaja 43, 1-7

2. Predigt über Römer 7, 14-25 a

3. Konfirmation 2012 Schweinsdorf,  Predigttext Kolosserbrief, 2. Kapitel: Kol 2,6-9


1. 6. So n. Tr. 2013: Jesaja 43, 1-7

1 Und nun spricht der HERR, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein! 2 Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen sollen; und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht versengen. 3 Denn ich bin der HERR, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben, Kusch und Seba an deiner statt,  weil du in meinen Augen so wert geachtet und auch herrlich bist und weil ich dich lieb habe. Ich gebe Menschen an deiner statt und Völker für dein Leben.

5 So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir. Ich will vom Osten deine Kinder bringen und dich vom Westen her sammeln, 6 ich will sagen zum Norden: Gib her!, und zum Süden: Halte nicht zurück! Bring her meine Söhne von ferne und meine Töchter vom Ende der Erde, 7 alle, die mit meinem Namen genannt sind, die ich zu meiner Ehre geschaffen und zubereitet und gemacht habe.



Liebe Gemeinde,

Vater werden ist nicht schwer, Vater sein, dagegen sehr. Das gleiche gilt wohl für das Muttersein, zumindest in unseren Tagen, in denen der Großteil der Mütter aus den unterschiedlichsten Gründen kurz nach der Geburt wieder in den Beruf zurück drängt.

Die Kindererziehung leidet darunter spürbar. Die pädagogischen Fachkräfte in unseren Kindertagesstätten und Schulen können davon ein Lied singen. Kinder sind sich immer mehr selbst überlassen und tragen die Last der Wahl, was sie essen und was sie lernen und was sie tun sollen.

Nicht, dass das allein schon zu viel wäre. Was den Kindern aber dabei oft fehlt, ist ein sicherer Rahmen, in dem sie das Leben ausprobieren können, ist ein Umfeld, das ihnen Rückhalt bietet und einen Ort der Geborgenheit, an dem sie Ruhe finden. Statt dessen drängt sich die allgegenwärtige Elektronik mit ihren schnellen Reizen immer früher in die Kinderzimmer.


Nicht nur deshalb blüht die Ratgeberliteratur.

Sie zeichnet sich meistens dadurch aus, dass die einen Autoren den anderen widersprechen und dass meist gerade solche Leute die Ratgeber lesen, die sie weniger brauchen. Und wenn sie es dann gelesen haben, dann wenden sie es meist nicht an. Und die, die diese Ratgeber wirklich bräuchten, die haben es sich schon länger abgewöhnt, überhaupt zu lesen


So verhallen viele wichtige Informationen wie das Echo an einer weichen Wand (oder wie eine Predigt nach dem Segenslied. )


Kommen wir zu unserem Predigttext:

( Der Predigttext kann auch erst hier gelesen werden)

Unseren heutigen Bibeltext aus Jesaja könnten wir heute lesen wie ein Stück aus der längst vergangenen Geschichte Israels. Dann würden wir über Israel und seine Beziehung zu Ägypten nachdenken und forschen, wo die längst vergangenen Staaten Kusch und Seba gelegen haben mögen.


Wir könnten auch nach dem Autor des Textes fragen. Dann könnten wir im Predigttext das Staunen eines Mannes erkennen, der unter dem Namen Jesaja schreibt. Für ihn ist es, nach den vielen historischen Fehlentscheidungen und Niederlagen des kleinen Volkes Israel, offensichtlich ein Wunder, dass dieser Staat überlebt hat, oder besser gesagt, nach der Zeit des Exils wieder aufleben konnte. Aber sicher ist kaum jemand von Ihnen heute gekommen, um historische Informationen zu sammeln.


Lesen wir also heute, an dem Sonntag, an dem traditionellerweise an die Taufe erinnert wird, diesen Abschnitt lieber wie den Brief eines Vaters an seine Kinder.

Es ist ein Brief der Liebe... Und der klingt dann sinngemäss so: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Du kannst aufatmen. Ich rufe dich heraus aus allem, in das du dich verrannt hast, aus deinem Trotz, aus deiner Einsamkeit, aus deiner Verlassenheit. Du sollst frei sein. Ich kenne dich, ich kenne deinen Namen, ich rufe dich, ich will in Kontakt treten mit dir. Dir gilt meine Liebe.


Das sind sehr persönliche Worte. Sehr liebevolle Worte. Und aus den – unserem Predigttext folgenden Versen wird der Charakter dieser Liebe unseres Vater- und Mutter-Gottes deutlich. Es ist nämlich nicht so, dass sich Israel Gottes Güte verdient hätte, oder sich hätte verdienen müssen. Nein: Gott handelt aus sich heraus, aus seiner Liebe, aus eigenem Antrieb. Diesen Gott, der keine Vorleistungen und auch kein Opfer braucht, den lehrt uns auch Jesus. Er lebte die unverdienbare Liebe Gottes zu seinem Volk ganz konkret an seinen Mitmenschen vor.


In guten Augenblicken ist uns das bewusst: Auch wir empfangen Zeichen von Gottes Liebe, ohne sie verdient zu haben. Jeder neue Morgen, jedes Weizenfeld, das sich in seiner Fülle im Wind wiegt, jeder Sonnenstrahl, der uns an der Nase kitzelt, jedes Kind, das sich vertrauensvoll in unsere Arme kuschelt, jedes Lächeln, das uns in der Hektik des Tages erreicht, so wie das Lächeln Ihres Banknachbarn, das vielleicht eben gerade Ihnen gilt...

Lauter Zeichen von Gottes unverdienter Liebe für seine Menschenkinder.

Also auch für mich und für dich, aber auch für die, denen wir diese großzügige Liebe auf den ersten Blick vielleicht nicht gönnen möchten, weil sie es unserer Meinung nach nicht verdient haben.


Wir fragen eben immer wieder danach, ob sich jemand etwas verdient hat. Viele Menschen tun sich schwer damit: Sowohl beim Empfangen, wie auch beim Geben, bzw. Schenken. Manche Menschen, die in ihrem Leben oft missbraucht oder übersehen wurden, würden selbst dann fast verhungern, wenn man sie an einen gedeckten Tisch setzen würde, weil sie es sich gar nicht vorstellen können, dass Sie damit gemeint sein könnten.


Können wir nehmen, was Gott uns heute anbietet? Gehen wir heute aus diesem Gottesdienst voller Dankbarkeit darüber, dass wir wieder beschenkt wurden und jeden Tag neu beschenkt werden mit der Liebe Gottes. Und wenn wir „JA“ darauf antworten: Wie gehen wir dann mit diesem Geschenk um?

Behalten wir es eifersüchtig für uns oder verschenken wir es freigiebig weiter?


Jesus möchte ja, dass wir ihm nachfolgen, dass wir in den Spuren Gottes unterwegs sind. Und das würde ja bedeuten, dass wir so mit anderen umgehen, wie Gott mit uns umgeht. Ja, dass wir als Väter, als Mütter mit unseren Kindern so umgehen, wie Gott es tut. Das bedeutet heute am Erinnerungstag der Taufe: Gebt euren Kindern nicht das, was sie verdienen, sondern das, was sie zum Leben brauchen. Da, wo sie sich verlaufen haben, da geht sie suchen, da holt sie zurück, da zeigt ihnen einen Ausweg aus ihren Verstrickungen. Wendet euch den Kinder zu mit eurer Liebe, mit eurem Erbarmen, wo es gebraucht wird und sucht mit ihnen Wege zum Leben....


Ich weiss nicht, wie es früher möglich war, Gott vor allem als den strengen Richter zu sehen, der von uns Härte, Zucht, und von den Kindern Gehorsam verlangt. Die Folgen davon waren sehr schmerzhaft. Ebenso traurig ist aber zu sehen, wie das Pendel heute in die andere Richtung umgeschlagen ist. Heute sind viele Eltern nur scheinbar liebevoll, statt dessen verwöhnen und verzärteln sie ihre Kinder aus schlechtem Gewissen, weil sie sie oft vernachlässigen.


Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!

Dieses „Fürchte dich nicht“ ruft Gott heute uns allen zu, uns Kindern Gottes, und besonders allen Eltern zu, die sich auf den schwierigen Weg der Erziehung fürs Leben machen.

Der Weg ist manchmal schwierig, wie durch Wasser und Feuer, gerade in der Pubertät. Aber Kinder brauchen ihre Eltern und alle Erwachsenen so sehr, die für sie da sind, auch, wenn sie es scheinbar nicht verdient haben, die da sind mit ihrer Aufmerksamkeit, die Grenzen ziehen können, wie Gott es mit seinen Geboten getan hat, die aber letztlich diese große Zusage Gottes an seine Kinder immer wieder ganz aktuell nachbuchstabieren - mitunter auch mit der Hilfe von Ratgeberliteratur: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!


AMEN


Gütiger Vater im Himmel, du Mutter deines Volkes und all deiner Kinder,

wir danken dir, dass du uns in deinem Wort und in vielen Zeichen an deine Liebe erinnerst. Daraus schöpfen wir Kraft für unseren Alltag.

Guter Gott, so stärke uns aus deinen Quellen, damit wir durch dich immer tiefer in das Geheimnis der Liebe hineinwachsen und lernen, uns selbst und andere zu lieben.

Gott, segne alle Eltern in ihrem Bemühen, an der Seite ihrer Kinder zu bleiben in dieser hektischen Zeit. Lass sie mit ihren Kindern die Freude am Leben teilen und die Neugier auf all das Neue. Schenke den Eltern die Weisheit, wie und wo sie den Kindern Grenzen setzen müssen und wo sie sie vertrauensvoll loslassen können..

Gott, lass uns alle Verantwortung dafür übernehmen, dass Kinder in dieser Welt sicher und geborgen aufwachsen können und eine Welt vorfinden, die noch nicht bis an die Grenzen ausgebeutet ist.

Gott, segne alle Träger von Verantwortung, dass sie ihr Amt auf dem Boden deiner Menschenliebe ausüben.

Gott, lass all die Menschen, die in Entbehrung und Unruhen leben müssen wie in Wasser und Feuer, durch ihre Not sicher hindurch gehen.

Gott, stärke in allen Mitgliedern deiner Kirche den Mut, ganz einzutauchen in Jesus und ihm nachzufolgen als deine Jünger. Gemeinsam beten wir weiter:

2. Predigt über Römer 7,14-25a

Römer 7, 14-25a : Wir wissen, dass das Gesetz geistlich ist; ich aber bin fleischlich, unter die Sünde verkauft. Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich. Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist. So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt. Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt.
Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht. Denn das Gute, das ich will, tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich. Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
So finde ich nun das Gesetz, dass mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt. Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen. Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe? Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn!

Liebe Gemeinde: Ein braver Pfarrer besucht eines seiner treuen Gemeindeglieder im Krankenhaus. Um den Kranken von seinen trübsinnigen Gedanken etwas abzulenken bringt er ihm ein Buch von Wilhelm Busch mit: Max und Moritz und andere Geschichten. Bei seinem nächsten Besuch fragt er den Kranken, wie ihm denn das Buch gefallen habe. Und der antwortet: Herr Pfarrer, wenn ich nicht gewusst hätte, das das Gottes Wort ist, hätte ich manchmal herzlich lachen müssen.

Das Problem des Kranken: Er kennt die heilige Schrift nicht.
Wenn wir den Predigttext hören, ist das Problem nicht so offenkundig.
Wenn wir Paulus zuhören, dann haben zuerst wir das Problem, ihn überhaupt zu verstehen. Das allein sollte uns schon nachdenklich stimmen.

Paulus sagt in diesem Abschnitt: Wir Menschen hätten ein Problem: Wir seien gespalten in einen inneren und einen äußeren Menschen. Der innere könne Gottes Willen erkennen und wolle sich auch danach richten. Aber der äußere Mensch folge dem Gesetz der Sünde und sei deshalb des Todes und muss erlöst werden. Erlöst von Jesus und durch seinen Tod.

Das ist seit Jahrhunderten das scheinbar christliche Brot, das brave Predigt­hörer gereicht bekommen und brav geschluckt haben: In deinem Fleisch wohnt nichts gutes“. Wir wissen, wohin das bei uns geführt hat. In eine leibfeindliche Kirche mit einer sehr engen Sexualmoral. Denn laut Paulus wohnt ja im Leib, im Fleisch die Sünde.

Ich behaupte: Paulus hat hier ein Problem. Er versucht den Menschen und sein Tun hinein zu zwingen in ein System aus SCHWARZ und WEISS.

Weiß ist der inwendige Mensch, vielleicht sein Geist oder seine Seele, die den Willen Gottes erkennen kann. Schwarz ist der Leib, der aber nun scheinbar nicht das Gute tut, den Willen Gottes, sondern das Böse, die Sünde. Und ganz schnell macht er ein Gesetz daraus, das Gesetz der Sünde, aus dem unser Leib erlöst werden muss.

Da muss ich sagen: Tut mir leid, Paulus, da kann ICH dir nicht folgen.
Sehen Sie sich denn in diesen Gedanken des Paulus richtig beschrieben? Können Sie sich an nur eine Situation erinnern, in der ihr inwendiger Mensch gewusst hat, was Gott jetzt von Ihnen will, wo sie aber statt dessen etwas ganz anderes, etwas Nicht-Gutes getan haben, etwas, das Ihnen Ihr Fleisch, das Gesetz der Sünde vorge­geben hat?

Natürlich gibt es einzelne Situationen, in denen die scheinbar ähnliche Aussage von Jesus passt: „Der Geist ist willig, aber der Leib ist schwach“: Da steht noch das dreckige Geschirr in der Spüle und ich weiß, meine Frau würde sich freuen, wenn es morgen früh weg wäre. Aber ich bin jetzt einfach zu müde, um mich noch dazu aufzuraffen. Wenn mein Fleisch SO schwach ist, dann entscheide ich mich damit nicht gegen meine Frau, sondern für mich. Ich lasse es nicht deshalb sein, um sie zu ärgern, sondern weil ich einfach nicht mehr kann.

Und wenn ein renitenter Jugendlicher sagt: Nein, ich räume jetzt nicht das Ge­schirr weg, dann tut er das nicht, um die Mutter zu ärgern, nein, dann tut er das, um seine eigene Durchsetzungsfähigkeit zu üben. Dann tut er das, um das Kämpfen und das Siegen zu üben. Und wer nie als Jugendlicher siegen durfte, der tut sich in seinem ganzen Leben schwer, zu kämpfen.

Aber wir machen doch auch Fehler. Wir verletzen ja einander auch immer wieder. Und triumphiert nicht überall das Unrecht? Gibt es nicht überall Krieg, Hass und Neid und Umweltzerstörung? Hat denn da der Paulus nicht doch recht? Sind wir nicht vielleicht doch dazu unfähig, das Gute zu tun?

Dazu müsste ich erst einmal wissen, was das Gute überhaupt ist.

„Das Gute, das ich will, tue ich nicht, sondern das Böse, das ich nicht will“. So sagt Paulus. Sicher, es gibt manche Menschen, die gehen ins Kaufhaus, weil sie z.B. Nagellackentferner brauchen. Únd, weil gerade keiner hinsieht, stecken sie sich den in die Tasche und verlassen den Laden, ohne zu zahlen. Das gibt es. Aber die sind eher selten unter den Gottesdienstbesuchern. Und wir wissen: Du sollst nicht stehlen.. Also, das geht nicht.

Da ist der Missionar, der bohrt für das Dorf, in dem er arbeitet, einen Brunnen. Nun sprudelt der Brunnen und alles um den Brunnen wird grün. Rinder grasen um den Brunnen, und weil es viel Gras gibt, kaufen die Bauern mehr Rinder und die fressen mehr Gras und treten das andere nieder, so dass viele Graspflanzen absterben. Weil der Grundwasserspiegel sinkt, fangen die Bäume an, zu vertrocknen, weil ihre Wurzeln nicht schnell genug in die Tiefe wachsen.

Das Gute habe ich gewollt, das Schlechte passiert, das ich nicht gewollt habe.'
Aber das ist nicht böse, sondern auf mangelnde Einsicht zurückzuführen. Ist mangelnde Einsicht das Gesetz der Sünde? Das kann es wohl nicht sein, denn Dummheit ist nicht strafbar, aber oft verhängnisvoll.
So war auch die Erfindung der Plastiktüte eine tolle Idee, die für unsere Umwelt inzwischen zur Plage geworden ist. Inseln aus Plastik so groß wie England treiben auf den Weltmeeren. Und auch Biogasanlagen und andere Wege, um aus Pflanzen Energie zu gewinnen, erweisen sich als immer problematischer für die Ernährungssituation in unserer Welt.

Was ist wirklich Böse? Am ehesten noch unsere Gleichgültigkeit und unsere Bequemlichkeit. Wir wissen, dass wir durch unsere Lebensweise die Umwelt belasten, aber das ist den meisten ganz egal. Nur wenn unsere Belastung den Geldbeutel erreicht, wie durch den Benzinpreis, schreien wir auf. Und schimpfen über Ölkonzerne und Benzin­steuern. Aber wir fahren weiter, als wäre nichts passiert.

Wäre es also gut, auf Autos zu verzichten und die Autoindustrie den Bach hinter gehen zu lassen und dann zig-Tausende von Arbeitslosen zu haben, wegen der Überproduktion von Kraftfahrzeugen?

Gar nicht so einfach, das mit der Frage nach Gut und Böse. Sicher ist eines. Wenn es ein Gesetz der Sünde gibt, dann wohnt das eher in unserer beschränkten Einsicht, als in unserem Leib, in unserem Fleisch. Und es ist eher ein Gesetz des Scheiterns oder der menschlichen Beschränktheit als ein Gesetz der Sünde, einer bewussten Entscheidung gegen Gott.

Wenn Gott also uns Menschen durch Christus erlösen wollte, dann dadurch, dass er uns Menschen immer wieder daran erinnert, dass er uns trotzdem liebt, auch wenn wir scheitern, auch wenn wir zwar mit ganzem Herzen hoffen, etwas Gutes zu tun, und dann kommt doch mehr Unglück dabei heraus, als wir das beabsichtigt haben.

Der Leib, das Fleisch, das es Ihnen heute ermöglicht, hier zu sitzen, das es Ihnen ermöglicht, zuhören und zu sehen und zu singen, Ihr Leib, der ist zwar begrenzt, aber nicht böse. In ihm wohnt viel Gutes. Aber er ist nicht unendlich, wie die Seele. Er wird vergehen. Aber gerade so auch mit allem, was ist, verbunden bleiben.

Wilhelm Busch und seine Geschichten waren lange Erziehungsmassstäbe für Eltern. Heute wissen wir es besser, dass wir den Willen von Kindern nicht brechen dürfen. Wir können ihn aber formen und durch gutes Beispiel prägen.

Es wird an manchen Punkten Zeit, dass wir aufhören, uns und vor allem unseren Leib von Paulus schlechter machen zu lassen, als wir sind. Der Leib ist schwach, in ihm wohnt unser Geist, unsere Einsicht begrenzt. Wir werden weiter versuchen, das Beste zu tun, was wir können. Das Gute, wenn möglich. Aber wir werden nicht resignieren, wenn wir merken, das war der falsche Weg.

Uns bleibt Gottes Güte. An ihr orientieren wir uns jeden Tag neu. AMEN:

3. Konfirmation 2012 Schweinsdorf

Preditttext Kolosserbrief, 2. Kapitel: Kol 2,6-9


"Ihr habt Jesus Christus als euren Herrn angenommen. Lebt nun so, dass ihr in ständiger Verbindung mit ihm bleibt. Seid in ihm verwurzelt und baut euer Leben ganz auf ihn. Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch als Richtschnur des Glaubens gelehrt worden ist. Seid reichlich dankbar. Passt auf, dass ihr euch nicht betrügen lasst von Menschen, die sagen, sie wüssten es besser. Das ist nur ihre eigene Erfindung. Sie kennen sich nur in dem aus, was in dieser Welt zählt. Was sie sagen, hat mit Christus nichts zu tun. In Christus begegnet uns Gott in der ganzen Fülle seines Wesens und durch ihn allein wird euch die Fülle des Heils zuteil, nicht durch irgendwelche anderen Mächte.

 

Liebe Konfirmandinnen, liebe Gemeinde,

Tim Bendzko heißt der noch weitgehend unbekannte junge Mann, der ein Spottlied auf viele wichtige Menschen in unserem Land schreibt. Ich muss nur mal kurz die Welt retten, und deshalb, so macht er klar, kann er leider nicht am Leben seiner Freunde und Familie teil nehmen. Es entsteht das Bild der com­putersüchtigen Generation, die gar nicht mehr anders kann als täglich 150 mails zu checken, in Facebook mit 247 Freunden zu kommunizieren, die Blogs von Angelika Merkel und Präsident Obama zu lesen und die in sich  - durch all die Kontakte und Informationen des Internets  - die Vorstellung nährt, damit die Welt zu verändern oder gar zu retten.

Was aber statt dessen passiert, ist, dass dieser HOMO DiGITALIS die Welt meist nur noch am Bildschirm kennen lernt und sich immer mehr vor der richtigen Welt fürchtet. Auch ihr beide habt eure Konten auf Facebook und auch ihr seid es somit gewohnt, euch auf diese Art und Weise mit euren Freunden zu vernetzen und zu kommunizieren.

Ihr habt aber auch schon ganz anderes erlebt. Ihr seid ganz nah miteinander aufgewachsen, seid hier in der Kirche getauft worden, und ihr habt im Kindergottesdienst eure ersten, bewusst christlichen Schritte auch miteinander gemacht. Im Kindergottesdienst habt ihr beten gelernt, habt die alten biblischen Geschichten gehört und habt selbst für die Kleinen Gottesdienste und Krippenspiele gestaltet. Das ist ein Reichtum, der für immer zu den Fundamenten eures Lebens gehören wird. In diesem Fundament gibt es einen Gott, der es gut mit euch meint, einen Gott, der uns in Christus seine Liebe zeigt, einen Gott, der dir alle deine Sünde vergibt und heilt alle deine Gebrechen.

Dieser Gott hat – um es in der Sprache von heute zu sagen - vor fast 15 Jahren auf seinen LIKE-Knopf gedrückt und euch beide, Lena und Kathrin in die Welt geschickt. Und jeden Morgen neu lässt er unser Lieblingslicht über euch und uns aufgehen, die Sonne, und lässt uns neue kleine und große Abenteuer bestehen. Heute leider das letzte Mal, bevor die Schule wieder anfängt. Gott braucht kein Twitter,  um uns seine Blogs mitzuteilen. Er nützt das Zwitschern der Vögel, die bunten Farben der Blumen, die Umarmungen der Menschen und jedes gute Wort, er kann aber auch in allen unangenehmeren Erfahrungen unseres Lebens seine Gegenwart zeigen. Der Schnee schenkt den Pflanzen Schutz, den Bauern Ruhe und den Skifahrern Vergnügen, der Regen tränkt die hungrige Erde, er reinigt die verschmutzten Fassaden und füllt die Wasserreserven auch für die Menschen wieder auf. Und so manches Leid, so manche Krankheit  nützt er, um die liebende Verbindung zwischen Menschen zu stärken und um uns bewusst zu machen, wie viel wir beitragen können zur Freude und zum Trost von anderen Menschen.

 

Viele so genannt moderne Menschen glauben nicht an so einen Gott. Sie meinen, sie wüssten es besser und Religion sei ein unnützer Ballast. Sie glauben auch nicht an Gottes Liebe und leben statt dessen dafür, möglichst viel zu verdienen, viel zu haben oder sonst wie berühmt oder zumindest cool zu werden. Aber immer größer wird unter allen Menschen die Unzufriedenheit. Immer mehr Menschen merken, dass Geld alleine nicht glücklich macht und dass die, die viel Geld haben, dafür sorgen, dass die anderen immer weniger davon haben. Auch die Unzufriedenheit mit den herrschenden Politikern wächst nicht nur in Syrien und Ägypten. Auch bei uns in Deutschland entern Piraten das unter der Last von Schulden sinkende Staatsschiff. Und nicht nur Tim Bendzko möchte da das seine dazu tun, die Welt zu retten.

 

In diese Welt des Umbruchs seid ihr hineingestellt. Als junge Menschen und als junge Christinnen. Es kann leicht geschehen, dass man da, mit dem einen Auge auf den Bildschirm blickend und mit dem anderen in die Schulbücher fürs G8-Abitur Gott aus den Augen verliert. Dafür bekommt ihr nachher als Erinnerung an eure Konfirmation ein Kreuz mit auf den Weg. Immer, wenn ihr es seht, soll es euch daran erinnern, was der Paulus der Gemeinde in Kolossä 20 Jahre nach dem Tod Jesu geschrieben hat:. "Ihr habt Jesus Christus als euren Herrn angenommen. Lebt nun so, dass ihr in ständiger Verbindung mit ihm bleibt. Seid in ihm verwurzelt und baut euer Leben ganz auf ihn. Bleibt im Glauben fest und lasst euch nicht von dem abbringen, was euch als Richtschnur des Glaubens gelehrt worden ist. Seid reichlich dankbar. Passt auf, dass ihr euch nicht betrügen lasst von Menschen, die sagen, sie wüssten es besser. Das ist nur ihre eigene Erfindung. Sie kennen sich nur in dem aus, was in dieser Welt zählt. Was sie sagen, hat mit Christus nichts zu tun. In Christus begegnet uns Gott in der ganzen Fülle seines Wesens und durch ihn allein wird euch die Fülle des Heils zuteil, nicht durch irgendwelche anderen Mächte.

Viele der Erwachsenen erinnern sich noch an die Werbung mit Thomas Gottschalk, der im Fernsehen verkündete: Ich bin drin. Damit meinte er das Internet.

Da seid ihr längst drin und reinzukommen ist für euch Jugendliche so leicht, dass manche während des Unterrichts in der Schule ihre gelangweilten Kommentare in Facebook stellen oder in der Pause die neuesten Feeds über Sebastian Schweinsteiger oder irgendwelche andere Stars empfangen.

 

Ihr seid auch drin im Netz, nicht nur im WWW, sondern nicht erst seit heute im diese Welt sprengenden Netzwerk Gottes. Er hält die Welt in der Hand, er hat sie ins Leben gerufen, er kennt ihr Ende und alle ihre Stationen auf ihrem Weg. Weil wir darauf vertrauen, sind wir schon mal von der Last befreit, die Welt zu retten. Darum muss ich auch nicht alle mails lesen, darum kann ich auch mal ein paar Wochen ohne www. auskommen, sondern kann darauf achten, dass ich die Verbindung mit ihm, unserem Gott nicht verliere. Er ist der Anfang und das Ende. Er ist das Ziel unseres Lebens. Und wer sein Ziel kennt, der findet auch den Weg. Diese Überzeugung teile ich.

Wie könnt ihr in Verbindung mit Gott und Jesus Christus bleiben? Ihr wisst es:

1. Durchs Gebet,
2. durch sein Wort in der Bibel,
3. durch die Menschen, in denen er euch begegnet,
4. durch das Staunen über die Schönheit seiner Schöpfung,
5. durch den Besuch eines Gottesdienstes,
6. durch Schritte des Vertrauens auf ihn zu und
7. dadurch, dass er in euch ist und um euch herum, näher als ihr es oft meint. Macht euch das immer wieder deutlich und dann werdet ihr erkennen, dass ihr eigentlich die Verbindung mit ihm gar nicht verlieren könnt, weil er in allem  und um alles herum einfach da ist. Das vergessen wir ebenso wie die Tatsache, dass hinter dem ganzen weltweiten Internet eine riesige Maschinerie an Kraftwerken und Servern steckt, die unglaubliche Mengen an Strom und Millionen von Arbeitsstunden verbrauchen um funktionieren zu können.

Und was sollen wir, was sollt ihr mit Gott anfangen? Auch dieses Wissen  geht den Menschen oft verloren. Das Internet ist da beliebig. Die einen brauchen es, um sich in diesem Netz mit anderen zu unterhalten, die anderen, um sich über alles mögliche und unmögliche zu informieren. Die nächsten brauchen es, um sich abzulenken und zu spielen, und wieder andere benützen es als Ersatzbefriedigung, anstelle des realen Lebens und leben nur noch virtuell.

Ebenso unterschiedlich  sind die Vorstellungen, die manche vom Glauben haben:

Manche nützen ihren Glauben, um andere Menschen zu bekämpfen. Viele Christen bekämpfen die angeblich so bösen Muslime. Andere nützen ihren Glauben, um andere zu hassen: Sie hassen Homosexuelle und Jugendliche, die zu vorehelichem Geschlechtsverkehr neigen.

Wieder andere nützen ihren Glauben um an die Macht zu kommen und um die Stimmen der konservativen Christen einzusammeln.

Für all das ist der Glaube nicht gemacht.

Von Jesus lernen wir, wozu Glaube da sein soll.

Ich will das in einem Wortspiel mit 4 Vokalen versuchen.

A E I und O

1. LABT:  Dieses alte Wort „laben“ ist aus der Mode gekommen. Doch das, was gemeint ist, ist aktueller denn je: Wellness:

Jesus sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken. In Gottes Liebe könnt ihr euch baden und sonnen und dort neue Kraft schöpfen.

2. LEBT: Seid lebendig, nützt das Leben, das Gott euch geschenkt hat, vergammelt nicht vor dem Bildschirm sondern spielt auf allen Tasten des Lebens, den schwarzen und den weißen. Macht alles, damit ihr spürt, wie unendlich viel Kraft und wie viele Möglichkeiten im Leben stecken. Jesus sagt: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.

3. LIEBT. All eure Dinge lasst in der Liebe geschehen. Dieser Satz ist zwar von Paulus, aber Jesus hätte auf alle Fälle zugestimmt. Die Liebe war ihm das Wichtigste: Du sollst Gott lieben, deinen Mitmenschen und dich, wenn du das tust, erfüllst du alle Wünsche und Leitlinien Gottes. Und Jesus hat uns auch gezeigt, dass die Liebe den einzigen Weg zeigt, mit dem wir das Böse überwinden können. Böses lässt sich nicht mit Bösem bekämpfen, mit Waffen schafft man keinen Frieden, nur mit der Liebe, und sei es mit der Liebe bis in den TOD.

 

4. LOBT: Mit „Loben“ ist nicht der pädagogische Einsatz von Erziehungspersonen gemeint, die ihre Kinder loben. Nein, LOBEN meint, dass ihr von ganzem Herzen Gott immer wieder dankt für alles, was ihr an Kraft und Möglichkeiten bekommen habt und noch bekommt. Lobt Gott dafür, dass er immer noch Wege hat, wenn wir mit unserer Weisheit längst am Ende sind, lobt ihn dafür, dass er die Welt hält, auch wenn alles aus den Fugen geraten ist, lobt ihn dafür, dass er auch dort noch Gerechtigkeit schaffen kann, wo scheinbar das Unrecht triumphiert hat. Und lobt ihn dafür, dass seine ganze Fülle an Leben und Liebe euch gilt. Heute und morgen und alle Zeit.
Er hat die Welt gerettet, bevor wir daran gedacht haben. Und uns. Und euch.
Wir gehören ihm.

Darauf wollen wir vertrauen.              

AMEN