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Ich glaube an Gott den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

 

Liebe Gemeinde,

Es gibt nur noch wenige Straßen und Brücken auf der Welt, die älter als 1700 Jahre sind und immer noch begehbar sind und tragfähig. Zur Zeit erleben wir es gerade, wie eine Autobahnbrücke, die kaum 30 Jahre alt ist, schon wieder abgebrochen werden muss und erneuert werden.

Aber wir benutzen unser Glaubensbekenntnis, das schon bald 1700 Jahre alt ist, schon so lange im Gottesdienst, ohne viel darüber nachzudenken. Darum habe ich mich dran gemacht, mit Ihnen einmal an diese Worte hinzuspüren. Ich sage hinspüren, weil mir bewusst ist, welch großes und schwieriges Werk das sein wird.

Und noch viel mehr, als bei einer normalen Predigt wird heute gelten, dass Sie am meisten Gewinn davon haben werden, wenn Sie sich einmal überlegen, an was Sie eigentlich glauben und warum das wohl so ist. Und dann ist es gut, wenn Sie das, was Sie glauben mit dem vergleichen, was in unserem Glaubensbekenntnis steht. Was passt zusammen. Was ergibt Sinn? Was verstehen Sie nicht? Was von diesen alten Worten würden Sie am liebsten ersetzen und warum?

Ich hoffe also, dass in Ihnen und in der Gemeinde, ja in unseren Kirchen überhaupt ein ausdauerndes Nachdenken darüber erhalten bleibt, was das Fundament des Glaubens ist, auf dem wir stehen. Erschrecken Sie bitte nicht, wenn sie merken, dass es dabei vielleicht nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen uns geben mag. Das hat nämlich seinen guten Grund.

 

Das hat etwas mit dem Menschsein an sich zu tun und damit, wie, wann und wie oft wir selbst dem Glauben, wie, wann und wo wir Gott in unserem Leben begegnet sind.

Wenn ich nun von mir erzähle tue ich das nicht, um mich wichtig zu machen, sondern um Sie damit einzuladen, den eigenen Erfahrungen nachzudenken und sie ebenso wichtig zu nehmen, wie mir meine Erlebnisse wichtig und wegweisend geworden sind.

 

Es begann für mich irgendwo zwischen dam Abendgebet mit der Mutter, dem Kindergottesdienst und dem Religionsunterricht in der Schule. Da lernte ich die Vorstellung schätzen, dass es einen himmlischen Vater gibt, der seine Engel ausschickt um mich zu behüten und der für mich der gute Hirte sein will, in dessen Herde ich ein liebes Schäfchen sein darf. Zu diesem guten Hirten gingen eine ganze Reihe meiner abendlichen Gebete, ganz besonders, wenn mein Herz schwer war. Das Lied: „Weil ich Jesu Schäflein bin, freu ich mich nur immerhin, über meinen guten Hirten, der mich wohl weiß, zu bewirten“ war damals wohl am ehesten mein Glaubensbekenntnis.

Die zweite Begegnung geschah dann im Konfirmandenunterricht. Wir mussten viel auswendig lernen und begegnetem dem Frust des Pfarrers, der traurig darüber war, dass nach der Konfirmation so wenige Jugendliche in die Kirche gehen. Da tat er mir leid. Vom Gottesdienst weiß ich noch, dass ich auch gerne mal das Vaterunser beim Abendmahl gesungen hätte, dass damals der Pfarrer immer alleine sang. Ansonsten geschah nicht so viel. Außer, dass ich bald auch nur noch selten im Gottesdienst war. Mein Bekenntnis bei der Konfirmation damals war: Ja, mit Gottes Hilfe. Und ich meinte es auch irgendwie ernst. Aber nur irgendwie.

Die dritte Begegnung war dann vier Jahre später. „Was machst du mit Jesus?“ fragt mich einer der damals häufigen Jesus-People. „Nichts“, antwortete ich. Und weil ich gerade nichts besseres zu tun hatte, las ich mit anderen jungen Christen von da an öfter in der Bibel. Das heißt: Eigentlich suchte ich gerade nach etwas Besserem, denn es tat mir weh zu erleben, wie Menschen, die sich früher mal geliebt hatten, nun miteinander umgingen. In Jesus fand ich einen Menschen, der anders war. Er lebte die Liebe, nach der ich suchte. Er stellte keine Bedingungen, er fackelte nicht lange, er ging einfach zu den Menschen hin, die ihn brauchten. Seit dieser Erkenntnis lautete mein Bekenntnis damals ungefähr: Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da. Um diese Liebe weiterzugeben, begann ich dann später, Pfarrer zu werden. Und was in der Bibel stand, wollte ich alles annehmen, am liebsten wörtlich.

            Von da an begegnete ich Gott immer wieder in seinem Wort. Und mit der Zeit veränderte sich mein Bekenntnis wieder: Der Herr ward meine Zuversicht. Er führte mich hinaus ins Weite. Dieser Vers spiegelte am ehesten meinen gewandelten Glauben wider. Denn ich entdeckte, dass Gottes Wort viel farbiger und größer wird, wenn man nicht alles wörtlich nimmt, sondern den geistigen Sinn erfährt und die Kraft von den biblischen Bildworten begreift.

            Und dann begegnete Gott mir. Und ich durfte noch etwas Neues lernen: Bei Gott ist alles gut. Selbst das, was in meinen menschlichen Augen zerbrochen schien, war vor Gott noch gut. So gut, weil er es auch versteht, aus den Bruchstücken der menschlichen Bosheit und Beschränktheit noch Gutes werden zu lassen. Und nun bin ich da, wo die Bibel anfängt, wenn sie angesichts der Schöpfung bekennt. Und siehe, es war alles gut.

 

                                                                324, 1-3.13  Ich singe dir mit Herz und Mund

            Der Schöpfergott

Ja, die Schöpfung…. Das ist eine der größten Krisen für den modernen Menschen, der eigentlich glauben möchte.

Ich glaube an Gott, den Schöpfer. Viele Konfirmanden steigen bei diesem Thema aus dem Glauben aus, ebenso wie schon viele der Väter und Großväter, nachdem sie etwas gelernt hatten von Evolutionslehre, von Darwinismus und vom Big Bang, vom Urknall am Anfang aller Zeiten vor 14 Milliarden Jahren. Und da redet die Bibel von 7 Tagen und von Schöpfung. So ein Unfug, denken sie, darauf habe ich keine Lust, ich will lieber meinem Verstand trauen, als der Religion.

Hier im Glauben weiterzukommen, ist echte Arbeit.

Der wichtigste Schritt dazu ist, zu erkennen, dass die Bibel kein naturwissenschaftliches Lehrbuch sein will. Die Sprache der Bibel ist nicht die Sprache von Wissenschaftlern. Die Bibel spricht in Bildern. Sie will uns nicht Kopfwissen lehren, sondern Herzenswissen. SO geht es der Bibel nicht darum, zu erklären, wie die Welt entstanden ist, sonder darum, wie wichtig es für uns Menschen ist, dass wir an einem Tag der Woche mal a Ruh geben und danke sagen für alles, was der Mensch nicht selbst gemacht und erfunden hat: Die Sonne, den Mond, die Sterne, die Blumen und die Tiere, den Morgen und den Abend, und für die Mitmenschen, die uns das Leben erleichtern.

            Und dann lohnt es sich auch sehr, einmal die Wissenschaftler zu befragen, wie weit sie denn schon gekommen sind in der Erklärung der Welt und was sie dann dazu sagen, dass Gott die Welt geschaffen haben soll.

            Liebe Gemeinde, von diesen Naturwissenschaftlern können wir den Glauben an Gott ganz neu lernen. Denn mit jedem kleinen Bruchstück an Erkenntnis, das die Naturwissenschaften gesammelt haben, sind die offenen Rätselfragen nicht weniger geworden, sondern mehr. Sie wissen heute, dass die Urmenschen aus Afrika kommen, sie wissen, dass es mehrere Entwicklungslinien gegeben hat, die schließlich zu dem Menschen geführt haben, aber sie habe keine Ahnung, warum der Urmensch plötzlich dreimal so viel Gehirn hatte, wie sein Affenkollege. Und bis jetzt hat die Wissenschaft keine rechte Vorstellung davon, wie ein Gehirn funktioniert. Ja überhaupt der Mensch: Das ist solch eine Wundermaschine, die jeden von uns das Staunen lehren könnte, wenn wir nicht gerade an Zahnschmerzen oder Altersbeschwerden leiden.

Jeder Mensch ist zusammengesetzt aus Leib und Seele und Geist, der Leib aus verschiedenen Gliedern, die Glieder aus Haut und Muskeln und Knochen, und diese aus lauter Zellen. Eine einzige Zelle ist schon so komplex, dass sie über eine Million an verschiedenen Fehlern enthalten kann. Diese Zellen bestehen aus vielen Bausteinen, aus Fetten, Mineralstoffen und Eiweißbausteinen, und diese wieder aus chemischen Elementen. Diese ca 110 verschiedenen Elemente bestehen alle aus den gleichen Atomen. Und hier begegnen wir den unglaublichsten Wundern: So ein Atom ist nämlich das reinste Nichts. Würde man es auf die Größe des Petersdoms vergrößern, dann wäre der Kern so groß wie ein Salzkorn, der sich irgendwo in der Mitte des Petersdoms bewegt, und der Rest würde wie feinster Staub irgendwo an der Decke entlang wirbeln. Aber das Salzkorn in der Mitte wäre 1000 mal schwerer als die ganze Hülle außen herum. Das Salzkorn in der Mitte besteht aus Neutronen und Protonen, und die wiederum aus sogenannten Quarks. Sie sind wie die Elektronen in der Hülle sehr flüchtige Teilchen und bewegen sich irgendwo zwischen Materie und Energie, zwischen Sein und  Nichtsein. Damit besteht ein Atom zum größten Teil aus Zwischenraum und flüchtigen Teilchen, die trotzdem nicht einfach verschwinden, sondern recht verlässlich da sind. Und daraus sind wir gemacht. Wir Menschen, in denen ein Herz schlägt, in denen Blut fließt, wir Menschen mit unseren Gefühlen, unseren Bedürfnissen und unserem Glauben.

Viele Physiker und Chemiker, die dieses Wunder des Lebens ansehen, tun sich nicht schwer zu bekennen: Ich glaube an Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde.

 

                                                        369, 1-3.7 Wer nur den lieben Gott lässt walten

Liebe Gemeinde… Ist Gott ein lieber Gott? Ist er ein VaterGott, ein liebender Vater Gott?

Wenn bei einem Gewitter irgendwo der Blitz eingeschlägt, wie letzhin in die Kirche von Geisslingen, wenn ein Haus ist abbrennt und in dem Haus vielleicht ein paar Menschen umkommen…. war das der liebe Gott? Der allmächtige? Warum hat er dann das Unglück nicht verhindert. Warum hat er Hiroshima zugelassen, warum Tschernobyl, warum die KZ`s im Deutschen Reich, warum das Bombenattentat in Boston…..warum die Sprengung des Word-Trade-Centers. Warum das Erdbeben in Japan, in der Türkei, im Iran, in China….

Ist Gott vielleicht ein zorniger Gott, der die Menschen bestraft wegen ihrer Sünde? Es gibt genug Bibelstellen, die einem solchen Denken Nahrung bieten.

Schauen wir noch mal auf die Atome, aus denen alles, was ist, besteht. Ihr Bausteine sind sehr beweglich. Nie können sie wirklich von den Forschern ganz festgenagelt werden. Mal sind sie Teilchen, dann wieder Welle, auf jeden Fall nie eindeutig zu fassen. Aus solchen unbestimmten, unberechenbaren Teilchen besteht alles, auch du und ich. Das ganze Leben. Und doch bilden diese Bausteine einen Boden, auf dem ich stehen kann, eine Bank, auf der Sie sitzen.

So müssen wir die auch die Vieldeutigkeit des Lebens aushalten. Und wer sagt uns denn, dass ein Leben ohne Trauer schöner ist, als ein Leben, das den Tod und den Abschied kennt? Wer sagt denn, dass das Leben schöner ist, als der Tod, wer sagt denn, dass nicht auch das Böse letztlich dem Guten den Weg ebnen muss? Oder vielleicht ist nur Gott wirklich gut, wie Jesus es uns sagt und wir alle und unser Leben unberechenbar und unbestimmt?

So habe ich letztlich die Freiheit, welche Seite des Lebens ich anschauen und festhalten will. Ich für meinen Teil habe mich dazu entschieden, Gott die Liebe zu nennen, wie des der erste Johannesbrief tut.

Da muss er nicht der Allmächtige sein, so wie wir ihn gerne hätten, der uns vor allem Bösen bewahrt. Es reicht, wenn er trotzdem all das Gute bewirken kann, wie es nur die Liebe vermag.

 

                                    345, 1-3 Auf meinen lieben Gott

Kurzgeschichten 1, 106 Wir sind alle blinde Bettler……

Einen Elefanten können wir begreifen. Und können uns doch irren, weil wir nicht alles sehen können.

Gott ist unbegreiflich. Er hat sicher viel mehr Seiten, als wir es uns ausmalen können. Darum halte ich es auch für möglich, dass auch ein Indianer, ein Buddhist, ein Hindu und ein Animist aus Afrika soviel von Gott erkennen kann, dass er - wie wir - in der Lage ist, Gott die Ehre zu geben, so gut er es eben versteht.

AMEN